27.12.09

69. Menschenverachtender Rassismus

Im vorliegenden Blog möchte ich von einem spannenden, sehr interessanten und für mich sehr horizonterweiternden letzthin gelesenen Buch erzählen. Die Rede ist von Jean Zieglers „La haine de l’Occident“ (mit dem etwas unglücklich gewählten deutschen Titel „Der Hass auf den Westen“. Es wäre nämlich interessant gewesen, das Spiel vom doppeldeutigen Genitiv auch ins Deutsche zu übertragen und so eine überdeutliche Parallele an Kants bekanntes, 1781 erschienenes Werk „Kritik der reinen Vernunft“ zu ziehen - man sieht dabei nicht genau was als Subjekt zu verstehen ist: War es eine Kritik an der reinen Vernunft oder war es die reine Vernunft, die eine Kritik ausübte? Ich nehme an, dass der emeritierte Genfer Professor für Soziologie diese Parallele - im Verborgenen - andeuten wollte). Wie dem auch sei, das Buch behandelt den Umgang mit modernem Rassismus tausendmal besser und glaubwürdiger als jede mir bisher bekannte Darstellung des Problems.

Diesem Buch entnimmt der Leser vielsagende - fast unglaubwürdige - Zahlen, die der Autor aber keineswegs erfunden hat, sondern real existierenden Statistiken entnimmt. Beispielsweise: Jede fünfte Sekunde stirbt auf diesem Planeten ein Kind an Unterernährung oder 2,2 Milliarden Menschen leben auf dieser Welt im Zustand der absoluten Armut (Menschen die weniger als 1,25 Dollar pro Tag zur Verfügung haben).

Diese und weitere erschreckende Zahlen sind - und dies ist die wesentlichste Aussage Zieglers - die Konsequenz von Rassismus, historisch betrachtet: Die Konsequenz oder das Überbleibsel vom Kolonialismus. Die Täter des Kolonialismus sind meistens westliche Großkonzerne.

Wie ich in meiner kleinen Arbeit „Die Gesellschaft aber hat Anspruch…“ gezeigt habe ist auch die Behindertendiskriminierung die Folge von Rassismus. Auffällig ist, dass die Akteure des ausländischen Rassismus sehr oft die gleichen sind, wie jene vom inländischen Rassismus - die Diskriminierung von Behinderten -. Stichwort SVP und ihre letzten zwei Initiativen: Beide hochgradig rassistisch. Während die letzte gegen die Schmarotzer im Inland (IV-Bezüger) gerichtet war, richtete sich die jetzige Initiative gegen die ausländische „Gefahr“. Und dieser zweite Akt des Rassismus wurde leider, leider vom Volk sehr deutlich angenommen. Und dies völlig ohne Grund. Oder gibt es irgendeinen Grund die Minarette zu verbieten? Für eine Erklärung wäre ich dankbar, ich sage ja nicht: Es gibt keine, aber ich sehe sie nicht.