30. Annahme der 5. IV-Revision

Wie fast alle Behinderte, habe auch ich die Annahme der 5. IV-Revision enttäuschend und mit unbeschreiblichem Schrecken zur Kenntnis genommen. Anscheinend ist es uns wieder nicht gelungen die Mehrheit des Stimmvolkes von der Unmenschlichkeit und Blödsinnigkeit (diesmal) einer Annahme zu überzeugen. Dass die Mehrheit der Schweizer nicht unbedingt zu unseren Feinden zu zählen ist, zeigt aber schon allein die Tatsache der relativ niedrigen Stimmbeteiligung. Die grosse Mehrheit der Stimmberechtigten konnte einfach nicht genügend zu einem Urnengang motiviert werden. Die Situation scheint sehr ähnlich zu sein, wie damals bei unserer Volksinitiative. Mit dem nicht unbedeutenden und für mich völlig unverständlichem Unterschied, dass einer der Initianten der Volksabstimmung, sich nun plötzlich für die Revision aussprach.
Am Tage vor der schicksalhaften Abstimmung hatte ich Geburtstag. Da aus Erfahrung fast jede Volksabstimmung wider meine Erwartungen ausgeht, hatte ich ein einziges Geburtstagsgeschenk gewünscht: eine lange Leiter (die und der aufmerksame LeserIn meines Blogs weiss schon wieso: Damit ich den Experten noch …). Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in nächster Zeit einen Job finde, war bis jetzt minimal und mit der Annahme der Revision ist sie noch viel kleiner geworden. Und mit der Aussicht künftig in eine geschützte Werkstatt genötigt zu werden (nun können wir ja zu einer „Arbeit“ zwangsverpflichtet). Und noch dazu mit der scheinheiligen Ausrede der erwünschten Integration. Arbeiten ohne Lohn: nur Sklaven machen das und selbstverständlich machen auch sie dies unfreiwillig. Aber Sklaven gibt es ja (wenigstens bei uns) nicht mehr, dafür gibt es ja Behinderte…
Meine bereits angekündigte Absicht, Asyl in einem anderen Land zu suchen, ist nun aktueller denn je geworden.

An dieser Stelle möchte ich schon jetzt auf ein bald erscheinendes Buch hinweisen:
"Normal - anders - krank? Akzeptanz, Stigmatisierung und Pathologisierung im Kontext der Medizin"
Auch ich habe einen kleinen Beitrag für dieses Buch geschrieben und werde wahrscheinlich eine kleine Rezension davon an dieser Stelle veröffentlichen.