1.11.10

82. Solidarität unter Behinderten

Letzten Samstag habe ich deutlich erkennen müssen, dass die Solidarität unter Behinderten nicht grösser ist als diejenige unter Nichtbehinderten. Wieso sollte dies auch anders sein? Selbstverständlich ist mir bewusst, dass ich - und all jene mit einer sichtbaren Behinderung - bei der anstehenden IV-Revision kaum von grösseren Einschränkungen betroffen sein werden. Die Tatsache aber, dass fast 20.000 Menschen in der Schweiz auf direktem Wege in die Armut, sie werden nämlich zu Sozialfällen, geschoben werden, war der Hauptgrund für meine Teilnahme an der Solidaritätskundgebung in Bern. Der Umstand, dass nur etwa 2000 Menschen anwesend waren, zeigt deutlich, wie ignorant und egoistisch auch Behinderte sind.

Was mich an der anstehenden 6. IV-Revision stört, ist - wie schon bei der 5. IV-Revision - die vorgebliche Scheininvalidenbekämpfung. Falls es zutrifft, dass gewisse Einzelfälle eine Behinderung nur simulieren, um eine Rente zu bekommen, so bin ich sehr daran interessiert, dass dies aufhört und diese Leute zur Rechenschaft gezogen werden. Wie jeder zugeben wird, handelt es sich dabei um eine kleine Minderheit, einen kleinen Prozentsatz. Was soll aber mit der Mehrheit passieren, z.B. mit Schleudertrauma-Patienten, welche ganz sicher keine Simulanten sind? Auch bei den psychisch Behinderten interessiert mich die Mehrheit der wirklich Behinderten, bei denen die Rente aufgehoben wird, und nicht die wenigen angeblichen Scheininvaliden.